Ralf Wagner
Politik
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Der Papst hat Recht !

Wieso eigentlich dieses Erstaunen? Hat denn keiner gewußt, daß der katholische Glauben Abtreibungen verbietet und zwar so deutlich, daß es keinen Ermessensspielraum gibt. Ebenso wenig wie ein "bißchen schwanger" möglich ist, ist es auch ein "bißchen abzutreiben". Hier gibt es nur Entwederoder und die Römische Kirche hat sich für das Oder entschieden.

Warum wundert man sich nicht darüber, daß sich die deutschen Bischöfe in dieser Frage eben nicht zum Entwederoder sondern den Konflikt mit dem Papst in Kauf nehmend zu einem Sowohlalsauch entschieden hatten?

Ein altes Sprichwort sagt, daß es für alles einen anständigen und einen wahren Grund gibt. Der anständige Grund für diese Haltung mag die Sorge um die Nöte der Frauen und auch Familien sein. Der wahre Grund, so darf man vermuten, ist das nicht, denn dann müßten die Gefechte mit der eigenen Glaubenstradition viel grundlegender und entschiedener ausgetragen werden. Da jedoch genau das nicht geschieht, liegt die Vermutung nahe, daß der in wohl klingende Worte gekleidete Kompromiß mit der eigenen Überzeugung ganz andere Ursachen hat.

Und die könnten durchaus in einer langen und im wahrsten Sinne des Wortes unheiligen Verbindung von Staat und Kirche liegen. Mit der Schwangerenberatung partizipieren die Kirchen am staatlichen Vergütungssystem, wie sie dies in der Summe der Verbindungen in keinem anderen modernen Staat tun können. Für die Kirchen zieht der Staat eine Steuer ein und vollstreckt sie im Ernstfall sogar. Der Kirchenaustritt, schlicht das Ende einer Überzeugung, muß gerichtlich vollzogen werden. In karitativen sog. Tendenzbetrieben wird allgemeines Arbeitsrecht außer Kraft gesetzt, indem sogar von jeder Hilfskraft ein religiöses Bekenntnis erwartet und wohl auch abgeprüft wird. Kirchestaatsverträge regeln eine großzügige Alimentierung der Amtskirchen durch die Bundesländer bis hin zur Übernahme von Gehaltszahlungen etc. etc.

All dies gibt man sicher nicht gern auf. Kompromisse liegen da viel näher. Dies gilt momentan nicht nur für die Schwangerenberatung. Ist es nicht erstaunlich, wie schnell die Amtskirchen sich für einen Islam-Unterricht an den Schulen stark gemacht haben? Soll da nicht eventuell einer Diskussion um den (staatlich finanzierten) christlichen Religionsunterricht zuvorgekommen werden? Oder deutlicher: Im Zweifel besser Geld auch für den Islam-Unterricht als kein Geld für die eigene Ausbildung.

Doch genau die Diskussion steht an! Was Bismarck einst begann, die Trennung von Kirche(n) und Staat, ist keineswegs beendet. Man sollte sich den Papst in seiner Prinzipienstärke zum Vorbild nehmen und dies vollenden. Geht es den Kirchen allein um den Glauben, werden sie dadurch nur gewinnen.

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