Ralf Wagner
[4.8. 2001]
Ende der Erwerbsarbeit?
zu "Arbeit, nichts als
Arbeit" von Uwe Becker in Die Zeit 32/2001
Die Erwerbsarbeit sei ein Auslaufmodell, Arbeit für alle eine
Illusion und die Finanzierung der Nichtarbeit der sogenannten
Modernisierungsverlierer durch eine "solidarische
Verteilung" der Transfereinkommen" eine dauerhafte
Notwendigkeit. Man mag es gutwillig betrachten und bei Herrn
Becker eine gewisse Entfernung von den täglichen Anstrengungen
der von ihm gescholtenen Erwerbsarbeit vermuten. Sonst wäre ihm
womöglich aufgefallen , daß es genau diese Arbeit ist, die mit
ihren Einkommen die Quelle der Transfereinkommen ist. Und jeder,
der solch einer Tätigkeit nachgeht wird sich sicher auch
irgendwann fragen, wie solidarisch es ist, mehr als die Hälfte
der Arbeitszeit der Finanzierung der Umverteilungssystem widmen
zu müssen.
Man kann allerdings auch anderes vermuten: Wer nach Umverteilung
ruft, ruft auch nach Umverteilern - und begründet damit eine
neue Sparte der Erwerbsarbeit. Diese neuen und nicht schlecht
bezahlten Jobs müssen selbstredend von den "alten
Erwerbsarbeitern" mitfinanziert werden, deren Kosten damit
weiter steigen. Im Ergebnis beschleunigen die Transfers das, was
sie zu lindern vorgeben aber als Existenzgrundlage brauchen: die
Arbeitslosigkeit.
Insbesondere bei wenig Qualifizierten sind die Auswirkungen
verheerend. Auch ihre Einkommen, infolge einer Tarifpolitik der
"Teilhabe an der allgemeinen Wohlstandsentwicklung"
ohnehin schneller gestiegen als die Produktivität, werden ohne
Ausnahme mit Steuern und Sozialabgaben belastet. Der Wegfall
dieser Jobs ist daher alles andere als verwunderlich. Er ist auch
nicht das Ergebnis von Modernisierung sondern die Folge
Verteuerung der Arbeit zur Finanzierung überflüssiger
Umverteilung.
Verteufelt man die Erwerbsarbeit, gerade die weniger gut
bezahlte, nicht als "unzumutbar", diskreditiert man die
Dienstleistungsgesellschaft nicht als
"Dienstbotengesellschaft", sorgt man dafür, daß eine
solche Arbeit ein höheres Nettoeinkommen als durch den
Transferbezug sichert, ist die Erwerbsarbeit aus keineswegs am
Ende. Nur die Umverteiler müßten sich nach einer neuen
Betätigung umsehen - hoffentlich nach einer Erwerbsarbeit.
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