Ralf Wagner
[20.10. 07]

Neues Museum - eitle statt ehrliche Sanierung

Noch vor kurzem waren sich die Dresdner einig, eine weitere Brücke über die Elbe zu bauen und damit ihre Lebensqualität zu verbessern, anstatt artig in einem unveränderlichen Biotop die Luftbild-Ansichtskarte für vorbeidüsende Unesco-Bürokraten abzugeben, so wie es jetzt den Stralsundern gelungen ist.
Was aber in Dresden folgte, war ein geballter Aufschrei der Kultureliten, welcher bis heute andauert und die Einwohner der Landeshauptstadt verunsichert.
Wenn man es zynisch betrachtet, hätten es die Sachsen nur ein wenig schlauer anstellen und wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz einen englischen „Stararchitekten“ namens David Chipperfiled beauftragen müssen. Der überflutete den Innenraum des Neuen Museums in Berlin – auch Weltkurerbe – mit Beton als ginge es um einen neuen Sarkophag für das AKW Tschernobyl, baute die Monotonie seiner weltweit berüchtigten Kubenarchitektur diesmal nach innen und verschonte allein die Außenmauern.
Und die Kulturwächter nebst Unesco? Sie jubeln und überschlagen sich! Und sie scheuen keinen Aufwand, das monströse Ganze dem schockierten Publikum zu vermitteln – als „ehrlichen“ Wiederaufbau. Viel eher ist es wohl ein eitler Wiederaufbau, der den Restaurator uns seine Bewunderer auf die gleiche Stufe wie die einstigen Erbauer zu stellen versucht.
Chipperfield hätte sicher gern auch den Dresdnern einen „schönen“ begeh- und befahrbaren Quader über Elbe geschenkt, vielleicht sogar ausnahmsweise nicht aus Beton und Glas sondern – wegen der Ehrlichkeit – aus dem Elbsandsteingebirge herausgebrochen und alle wären „zufrieden“ gewesen.
Wie gesagt, wenn man es zynisch betrachtet. So aber werden die Dresdner und Millionen von Touristen hoffentlich doch noch eine ganz normale, unscheinbare Brücke bekommen - wenn sie denn standhaft bleiben.

eMail | Ihre Meiung | Fenster schließen