Politiker und der Transrapid
Als vor Jahren Engländer und Franzosen mit der Concorde den ersten künstlichen Dinosaurier der Verkehrsgeschichte schufen, wuchs mit dem Hinweis, doch im Himmels Willen keine Zukunftstechnologie zu verpassen, auch in Deutschland der Druck auf die Lufthansa, Überschallflugzeuge zu beschaffen. Weitsichtig antwortete der damalige LH-Chef: "Sagen Sie mir, wann die Lufthansa pleite gehen soll, und ich sagen Ihnen dann, wieviel Concorde wir dafür kaufen müssen".
Diese Klarheit scheint den heutigen Verkehrspolitikern und Managern
abhanden gekommen zu sein - vielleicht auch, weil Deutschland
das finanzielles Überschall-Desaster erspart geblieben ist.
Nur so läßt sich die Entscheidung für den Transrapid
erklären.
Genau wie die Concorde ist die Magnetschwebebahn ein System, was kein Markt der Welt trägt. Weder die Anbindung Osteuropas noch die Verkehrssysteme der aufstrebenden Staaten Asiens lassen sich zu vernünftigen Kosten mit dieser Technologie lösen. Und während die Konkurrenz mit schnellen und preiswerten Varianten der Rad-Schiene-Kopplung genau diese Märkte erobert, konzentriert sich Deutschland weiter auf ein HighTech-Spielzeug für Eliten.
Finanzieren kann man dann auch nur ein einziges und noch dazu
isoliertes Stückchen Strecke mit massivem Einsatz von Steuergeldern
und mit der Riskoübernahme durch den Monopolisten Deutsche
Bahn - offensichtlich durch den Bund als Eigentümer gedrängt.
Und letzteres wird wohl auch bedeuten, daß am Ende die Kunden
der Bahn die Zeche bezahlen werden - durch höhere Fahrpreise,
die dann wiederum noch mehr zum Autofahren bewegen werden.
Nach der Wirtschaftlichkeit zu fragen ist nicht gleich Technikfeindlichkeit,
im Gegenteil. Nicht staatlich geförderte Pyramiden sondern
marktgerechte Lösungen werden im weltweiten Wettbewerb bestehen.
Auch das gehört zur Globalisierung, von welcher der Verkehrsminister
und die Magnetbahn-Lobby gern reden, von der sie aber offensichtlich
wenig verstanden haben. Mit ihrem Projekt Transrapid haben sie
allerdings eines gemeinsam: Sobald sie sich bewegen, verlieren
sie jede Bodenhaftung.
April 1997